Warum ist „Standardisierung“ ein Begriff, der gerne mit hohem bürokratischem Aufwand, ...
Sonderwünsche sind der neue Standard
Praxiseinblicke zum Vorgehen einer Unternehmensgruppe
Mittwoch, 03.07.2024
... Mangel an Flexibilität und Verlust von Individualität assoziiert wird? Zu Unrecht steckt die Standardisierung in einer Schublade, die ihr nicht gerecht wird. Wenn man das Ganze richtig macht und Sonderwünsche zum neuen Standard werden, ist der Weg für die moderne Fertigung geebnet, wie die Unternehmen Lindab, Felderer und Raab gemeinsam zeigen.
Den Lüftungsunternehmen gelingt es, individuelle Wünsche zu standardisieren und gleichzeitig ein zukunftsfähiges Umfeld zu schaffen. Lösungen von der Stange? Nein danke. Denn individuelle Bedürfnisse müssen mit maximaler Flexibilität und höchster Qualität zum Top-Preis erfüllt werden. Und das am besten zum Sonderliefertermin. So will es der Kunde im 21. Jahrhundert. Gleichzeitig kommen Unternehmen am Standardisieren von Prozessen und Produktionen nicht vorbei, wenn beispielsweise Planbarkeit und Verfügbarkeit sichergestellt werden sollen. Wie lässt sich das also in der Praxis miteinander verbinden?
Als europäischer Marktführer für Luftleitsysteme bietet die Lindab Group Lösungen für energieeffiziente Lüftung und ein gesundes Raumklima. 2022 erweiterte sie ihr Portfolio in Deutschland mit der Akquisition des Produktions- und Handelsunternehmens Felderer sowie des Herstellers von eckigen Luftkanälen, der Firma Raab Lüftungstechnik. Wegen seiner Rolle in Europa kann Lindab einen ausreichend großen Markt bedienen und erreicht nun Stückzahlen für vormals individuellere Produkte, die industriell, kosteneffizient und in immer gleicher Qualität produziert werden können.
Qualität garantiert: Eurovent-Zertifizierung
Aus individuellen Produkten werden also Standardprodukte. Ein Beispiel dafür ist das Formteilsortiment, das in ganz Europa im Einsatz und in dieser Vielfalt und Tiefe in keinem Standardsortiment anderer Hersteller enthalten ist. Lindab kann unter anderem kurze und lange Bauteile des gleichen Formteils in ganz verschiedenen Werkstoffen fertigen, Formteile mit integrierter Mess- oder Reinigungsöffnung produzieren und unterschiedliche Varianten von Drosseleinrichtungen zur Verfügung stellen – ohne Schwankungen in der Qualität und Ausführung und mit einer Eurovent-Zertifizierung: Die europäische Industrievereinigung mit Fokus auf Raumlufttechnik spielt eine wichtige Rolle beim Entwickeln von Standards und Normen für die Luft- und Klimatechnik und arbeitet eng mit nationalen und internationalen Normungsorganisationen zusammen. So wird sichergestellt, dass die Produkte und Systeme den erforderlichen Qualitäts- und Leistungsstandards entsprechen.
In Deutschland unterstützt außerdem das „Lindab Solution Center“ mit seiner technischen Kompetenz Planer:innen und Architekt:innen beim digitalen Planungsprozess und berät herstellerübergreifend auf Basis von standardisierten Produkten und Daten beim Entwickeln individueller Lösungen im Anlagebau. Jan Behrens, Leiter des Centers, sieht die Vorteile in der Standardisierung: „Wenn uns eine Kundin oder ein Kunde zu einer Gebäudezeichnung und mit der Bitte kontaktiert, für dieses Gebäude bei der Lüftungsplanung zu beraten, halten wir uns an allgemeine Standards, über die wir die Luftmengen, Schallwerte, Rohrdimensionen, Filterklassen oder energetischen Vorgaben bestimmen und danach die Systeme dimensionieren. Ohne Standards würden auch heute noch Lüftungsanlagen hohe Energieverluste haben und Leckagen aufweisen. Auf der anderen Seite können Standards aber auch hemmend sein. Wenn beispielsweise eine Norm eine gewisse Blechstärke vorgibt und wir neue Techniken verwenden, um mit geringeren Blechstärken sogar bessere Ergebnisse zu erzielen, sind sie nicht mehr normkonform. Darum arbeiten wir in Normausschüssen, um die Standards zu verbessern.“
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