Inhaltsverzeichnis
Raumluft

Dichtheitsklassen von RLT-Anlagen

Freitag, 29.07.2022

Das Bild zeigt ein Kompaktgerät
Quelle: Wolf GmbH
Kompaktgerät "CRL evo max 13500" von Wolf

Die Leckluftrate bei einem Überdruck von 700 Pa wird ebenfalls den Dichtheitsklassen zugeordnet.

Tabelle der Dichtheitsklassen
Quelle: Wolf GmbH
Tabelle 2: Dichtheitsklassen nach DIN EN 1886 für Gehäuse in Überdruck.

Auch bei der Prüfung in Überdruck müssen die Leckluftraten auf den Prüfdruck von 700 Pa umgerechnet werden, wenn der Prüfdruck davon abweicht. Die Formel dazu lautet:

Quelle: Wolf GmbH

Anforderung an RLT-Anlagen In der „RLT-Richtlinie 01“ des Herstellerverbandes Raumlufttechnische Geräte e.V. sind die allgemeinen Anforderungen an RLT-Anlagen zusammengefasst. Als Anforderung zur Leckage des Gehäuses wird darin auf die VDI 3803 Blatt 1 verwiesen. Darin ist vorgegeben, dass die Gehäuseleckage die Klasse L3 nach DIN EN 1886 nicht überschreiten darf. Bei erhöhten Anforderungen muss die Klasse L2 angewendet werden. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Gesamtleckage maximal 2% des Nennvolumenstroms betragen soll.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass bei RLT-Geräten durchaus eine gewisse Leckage vorhanden sein darf, ohne dass dies einen Mangel darstellt. Bei normalen Anlagen ist die Dichtheitsklasse L3 zulässig. Setzt man bei einer Anlage mit 20.000 m³/h die 2%-Regel an, sind Verluste von immerhin bis zu 400 m³/h im zulässigen Rahmen. Dies kann am Gerät durchaus spürbar sein − sei es durch Geräusche oder das Spüren eines Luftzugs an einer Austrittsstelle. Es können aber auch Gerüche auftreten, wenn die Umgebungsluft entsprechend belastet ist.

Deshalb ist es ratsam, Lüftungsanlagen mit möglichst wenig Leckageverlusten einzusetzen, speziell bei besonders sensiblen Anwendungen. Dies gilt gerade auch mit Blick auf mögliche Energieverluste und die damit verbundenen Betriebskosten. Bei der Auswahl von RLT-Geräten sollte daher auf die Herstellerangaben bezüglich der Dichtheit geachtet werden. Bei den RLT-Anlagen von Wolf beispielsweise sind sowohl die Geräte der modularen Baureihe KG Top und der neuen Baureihe KG Flex als auch die Kompaktgeräte der C-Baureihe grundsätzlich in Dichtheitsklasse L1 ausgeführt.

Vorteil: Kompakte Bauweise Die gesamte Leckage eines RLT-Gerätes ist abhängig von der Fläche des umgebenden Gehäuses. Je mehr Fläche, desto mehr Luft geht verloren bzw. wird aus der Umgebung angesaugt. Deshalb sind auch die Energieverluste entsprechend größer. Möglichst kompakt gebaute Geräte haben daher in dieser Hinsicht Vorteile. Anhand eines Gerätes der Kompaktklasse "CRL" von Wolf lässt sich dies gut veranschaulichen. Die Nennluftmenge beträgt dabei 13.500 m3/h. Die umgebende Fläche beläuft sich je Zug auf ca. 15 m2. Die Fläche zwischen Zu- und Abluftzug ist aufgrund ausgleichender Verhältnisse nicht berücksichtigt.

Durch die Anordnung der Ventilatoren teilt sich die Fläche in Über- und Unterdruck je Zug folgendermaßen auf:

  • Unterdruck: 11,5 m2
  • Überdruck: 3,5 m2

Bei der geforderten Dichtheitsklasse L3 ergibt sich im Unterdruck eine Leckage von 56,88 m3/h, was 0,42% der Nennluftmenge entspricht. Im Überdruck ergibt sich dank der sehr geringen Fläche eine Undichtigkeit von 24 m3/h bzw. 0,18%. Die Grenze von 2% wird dabei bereits deutlich unterschritten. Bei der besten Dichtheitsklasse L1, die bei diesem Gerät erreicht wird, verringern sich die Werte noch einmal signifikant auf 6,21 m3/h (0,05%) bei Unterdruck und 2,8 m3/h (0,02%) in Überdruck. Hier kann man im Grunde von einem absolut dichten Gerät sprechen.

Dieses Beispiel zeigt zum einen sehr gut den Vorteil einer möglichst kompakten Bauweise. Zum anderen ist der Unterschied zwischen der Mindestanforderung von Dichtheitsklasse L3 und einer möglichen Dichtheitsklasse L1 sehr deutlich erkennbar. Aus energetischer und hygienischer Sicht sind daher Geräte in Ausführung L1 klar zu bevorzugen. Natürlich kann nicht bei jeder Anwendung ein Kompaktgerät eingesetzt werden. Da die Fläche des Gehäuses jedoch eine entscheidende Rolle spielt, muss mehr Augenmerk auf die Dichtheitsklasse gelegt werden, je größer ein Gerät ist.

Dichtheit des Kanalsystems Ein Lüftungssystem besteht nicht nur aus dem zentralen Lüftungsgerät. Verteilung und Rückführung der Luft erfolgen über ein mehr oder weniger komplexes und verzweigtes Kanalsystem. Diesem kommt daher eine große Bedeutung hinsichtlich Luftverlusten oder dem Ansaugen von Fremdluft aus der Umgebung zu. Ein zentrales Lüftungsgerät mit sehr guter Dichtheitsklasse nützt natürlich nicht viel, wenn das Kanalsystem signifikante Leckagen aufweist. Daher ist immer auf das Gesamtsystem zu achten.

Die Anforderungen an die Dichtheit für rechteckige Luftleitungen ist in DIN EN 1507 festgelegt, jene für runde Luftleitungen in DIN EN 12237. Die zwei Normen gelten jeweils für Luftleitungen aus Blech. In beiden Normen wird eine Einteilung in Luftdichtheitsklassen von A bis D durchgeführt. In DIN EN 16798-3 (Energetische Bewertung von Gebäuden - Lüftung von Nichtwohngebäuden) wird als Mindestdichtheitsklasse für Luftverteilungsanlagen die Klasse B vorgegeben, empfohlen wird jedoch Klasse C. Darin ist neben den Bezeichnungen der Dichtheitsklassen aus DIN EN 1507 und 12237 auch bereits die neue Bezeichnung ATC angegeben.

Eine Tabelle
Quelle: Wolf GmbH
Tabelle 3: Dichtheitsklassen nach DIN EN 1507 und 12237 für Luftleitungen

Der Prüfdruck wird in DIN EN 1507 mit ptest bezeichnet, in DIN EN 12237 mit pt. Die Klasse D bzw. ATC 2 bleibt Luftleitungen für besondere Anwendungen vorbehalten, wodurch Klasse C (ATC 3) den Standard für die normale Anwendung darstellen sollte. Im Gegensatz zu den zentralen RLT-Geräten, die bereits fertig zusammengebaut ab Werk geliefert werden, muss beim Kanalsystem besonders auf die richtige Verarbeitung vor Ort geachtet werden. Auch bei den Luftleitungen gilt: je mehr Oberfläche, desto mehr Leckage. Darum sollte auch in diesem Fall unnötige Fläche und damit unnötig lange Kanalstrecken vermieden werden. Hier ist eine gute Planung der Luftstrecken in Koordination mit allen anderen Gewerken ein wichtiger Faktor.

Autor: Alexander Mörwald Prozessmanager Service Airhandling, Wolf GmbH, Mainburg

Quellen: [1] DIN EN 1886, Deutsches Institut für Normung e.V. [2] Sonderdruck HLH 2/2014 „Auswirkungen von Leckagen in RLT-Anlagen auf deren Energiebedarf“, Springer VDI Verlag [3] RLT-Richtlinie 01, Herstellerverband Raumlufttechnische Geräte e.V. [4] VDI 3803 Blatt 1, Verein Deutscher Ingenieure e.V. [5] Website der WOLF GmbH: www.wolf.eu [6] Technische Broschüre CRL evo max, WOLF GmbH [7] DIN EN 1507, Deutsches Institut für Normung e.V. [8] DIN EN 12237, Deutsches Institut für Normung e.V. [9] „Mangelfrei geplant und ausgeführt“, IKZ Fachplaner, Juni 2014 [10] DIN EN 16798-3, Deutsches Institut für Normung e.V.

Weiterführende Informationen: https://www.wolf.eu/

Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren